Ein Spaziergang durch Pilsen’s Straßenkunst

Viele Jahre lang war Pilsen in einen grauen Mantel aus totalitären Gebäuden und Industriebauten gehüllt, der so manchen Pilsner auf düstere Gedanken brachte. Doch das hat sich in den letzten Jahren geändert. Das historische Zentrum wurde rekonstruiert, und die ehemals unwirtlichen Orte haben dank des Straßenkunstfestivals Wallz eine besondere Atmosphäre erhalten. Es hat vielen Pilsner Straßen neues und bunteres Leben eingehaucht. Dank talentierter Künstler aus verschiedenen Teilen der Welt, die es geschafft haben, ehemals vernachlässigte Orte mit ihren Graffiti und Wandmalereien zumindest teilweise zu verwandeln, erstrahlen sie nun wieder in neuem Glanz. Und wir zeigen Ihnen heute einige davon.



Kaffee und Kuchen mit Blick auf die Titanen

Keine Sorge, Sie befinden sich nicht wirklich im mythischen Griechenland, sondern an der Uferpromenade von Pilsen, die zur Wiederbelebung des Radbuza-Ufers geschaffen wurde. Die Gemälde der Titanen wurden anlässlich der Eröffnung der Uferpromenade geschaffen. Sie wurden von den Künstlern Obras und Akrobad geschaffen, deren andere Werke nicht nur in Pilsen zu finden sind. Wenn Sie hierher kommen, können Sie das Gemälde der Titanen des Künstlerduos Obras und Akrobad bei einer Tasse Kaffee, einem Glas Wein oder einem süßen Kuchen aus dem benachbarten Café Šálek a Špunt genießen. Wem das Bewundern der Gemälde nicht reicht, der kann einen Spaziergang entlang der Uferpromenade machen, wo in den Frühlings- und Sommermonaten auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden, sei es Musik, Kunst oder das beliebte Street Food.

Wer sind Obras und Akrobad?

Ein Künstlerpaar, das sich während des Studiums an der Universität für Wissenschaft und Technik in Pilsen kennengelernt hat und seither gemeinsam an einem Strang zieht. Ihr Markenzeichen ist die Kombination von Farben, Wandmalerei und Graffiti. Ihre Werke sind mit Elementen der Industriekunst, Motiven der Stadt und des Lebens in der Stadt verwoben. Akrobad zeichnet sich insbesondere durch die Verwendung von Abstraktion und verzerrter Schrift aus, während Obras eher zu komischen Elementen tendiert. Akrobad ist auch der Autor der neuesten Souvenir-Kollektion, die in den Touristeninformationszentren von Visit Plzeň oder im E-Shop erworben werden kann.

Porträt von Václav Havel in Mlýnská strouze

Vielleicht hat jeder, der Pilsen wie seine Westentasche kennt, bemerkt, dass vor einigen Jahren ein Bild von Václav Havel an der Wand des heutigen Gästehauses angebracht wurde, das sozusagen aus einem Teich herauswächst. Dieses Bild soll Havels berühmtes Motto „Wahrheit und Liebe werden über Lüge und Hass siegen“ darstellen. Die Autorin ist eine Studentin der Fakultät für Kunst und Design der ZČU Tereza Fialová. Sie schuf das Bild mit kleinen Herzen, die wir alle mit Havel assoziieren. Wenn Sie moderne Kunst in Verbindung mit Street Art mögen, können Sie im Café Strouha vorbeischauen und die Gelegenheit nutzen, um etwas Gutes zu essen. Das Café selbst verfügt über eine Terrasse mit Blick auf den Mühlenbach. Es ist nur in der Saison von April bis Oktober geöffnet, wobei in den Wintermonaten nur das To-Go-Fenster geöffnet ist.

Paradies der kreativen Seelen – DEPO2015

Der ehemalige Betriebshof der Verkehrsbetriebe dient seit 2015 als eine Art „Platz der Kunst und Kultur“ in Pilsen. Das ganze Jahr über können wir mehrere Street Art-Kunstwerke entweder direkt auf dem Gelände oder in seiner Nähe sehen. Insbesondere der Čestmir Suška-Aussichtsturm oder das Jananas-Bandheft sind auf dem Gelände zu finden.  Gleichzeitig finden hier das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen wie Ausstellungen, ein Streetfood-Markt und verschiedene Festivals statt. Auch temporäre Ausstellungen von Studenten der FDU ZČU und freischaffenden Künstlern werden hier gezeigt. Der Vorteil ist der ganzjährige Betrieb des Cafés und mehrerer Designläden sowie die Anbindung an den Radweg, der einen bequemen Zugang zum Stadtzentrum ermöglicht.

Der Aussichtsturm in DEPO2015

Der gehäkelte Aussichtsturm, der 15 Meter hoch ist und aus ausrangierten Stahltanks besteht, wurde vom Bildhauer Čestmir Suška geschaffen. Er wurde im Rahmen der Restart-Veranstaltung im Jahr 2015, als Pilsen zur Europäischen Kulturstadt gewählt wurde, im Innenhof der DEPO2015 aufgestellt. Das Ziel des Autors war es, den Besuchern einen Einblick in die Busshallen und den Hintergrund zu geben, was gelungen ist und ein einzigartiges Erlebnis darstellt, das Sie nirgendwo sonst in unserem Land finden werden.

Denker an Bord Hamburg

In unmittelbarer Nähe des Pilsener Bahnhofs wurde vor relativ kurzer Zeit ein neues Tor zur Stadt, das sogenannte Hamburg-Deck, errichtet. Hier finden Sie Erfrischungsstände, ein Informationszentrum und einen Aussichtsturm. Von hier aus kann man nicht nur den Mummenschanz des Bahnhofs sehen, sondern auch das Stadtzentrum und die ungewöhnliche Statue des Denkers. Sie wurde im Rahmen des Festivals Wallz 2022 in der Nähe des Hamburger Decks aufgestellt und wurde von den Problemen der heutigen Gesellschaft und der Natur inspiriert. Die Skulptur selbst ist eine Paraphrase auf ein Hauptwerk des Bildhauers Auguste Rodin, das denselben Titel trägt: Der Denker.

Ein Symbol für Liebe und Akzeptanz

Zwei sich umarmende Figuren sind derzeit an der Fassade eines Hauses in der Korandova-Straße im weiteren Zentrum von Pilsen zu sehen. Der Autor ist einer der bedeutendsten litauischen Künstler Tadas Šimkus. Er schuf es im Rahmen des Wallz-Festivals im Jahr 2022, um die Stadt Kaunas zu repräsentieren, die im selben Jahr zur Kulturhauptstadt Europas gewählt wurde. Das Werk trägt den Titel Akzeptanz und steht für unser ständiges Bedürfnis und unseren Wunsch nach Liebe und Verständnis. Die beiden Figuren spielen mit Farben, um ein Gefühl des Friedens zu vermitteln. Ihre Buntheit erhellt den Ort mit Farben und haucht ihm eine gewisse Harmonie ein. Die Absicht des Künstlers war es, das Bild so einfach wie möglich zu halten, aber gleichzeitig eine bunte Symbolik zu haben.

Pinsel oder Beton?

Ein bemerkenswertes Werk hat auch der Künstler Pavel Dušek für Pilsen geschaffen. Seine Werke erinnern an klassische Gemälde, doch bei genauerem Hinsehen handelt es sich um Betonreliefs. Er schafft es, so manchen Passanten in Verlegenheit zu bringen. Sein Ziel ist es, Straßenkunst so darzustellen, dass sie sich so gut wie möglich in das städtische Leben einfügt. Eines seiner Werke ist im Herzen von Pilsen zu sehen, genauer gesagt in der Sedláčka-Straße. Das Relief befindet sich direkt an der Fassade des Universitätscafés Družba.